Was man sagen kann, wenn einem die Worte fehlen: Trauer-/Beileidskarten schreiben

Es ist schwer, Anteil zu nehmen, wenn andere Abschied nehmen müssen von denen, die ihnen alles bedeuten. Kinder müssen ihre Eltern, Eltern ihre Kinder, Menschen ihre Geschwister und Freunde schmerzhaft ziehen lassen und wir hilflos dabei zusehen.

Doch so schwer es ist, Worte zu finden und Anteil zu nehmen am Leid der anderen, so wichtig ist es auch. Für die Verlierenden, dass sie wissen, dass sie nicht allein sind in ihrer Trauer und Hilflosigkeit, im Leben, das sich plötzlich völlig verändert hat. Aber es ist genauso wichtig für uns selbst, denn nicht ausgesprochenes Beileid und Anteilnahme kann wie zu einer Mauer werden, die immer dicker wird, und uns von den Menschen trennt, die wir eigentlich durchs Leben begleiten möchten.

Wir brauchen einen Ort für Trauernde, an dem sie einfach sein dürfen. Weil es heilsam ist, keine Fassade aufrecht erhalten zu müssen, besonders vor seinen Freunden. Weil das Leben eben nicht "positive Vibes only" ist. Es ist Freude und Leid zur gleichen Zeit, und damit das Herz nicht daran zerbricht, müssen wir darüber reden dürfen, wenn uns danach ist. Lasst uns die Freund*innen sein, die zuhören.

Es gibt nicht "Die richtigen Worte"

Viel, viel, viel wichtiger, als die richtigen Worte zu finden, ist es, sich zu melden. Dabei kann es helfen, seiner Unbeholfenheit Ausdruck zu verleihen, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu drängen. Ehrlich zu sein hilft der anderen Person, auch ehrlich sein zu dürfen. Verletzlich, und nicht immer nur stark.

Worte wie 'Es tut mir so unfassbar Leid, dass du gerade so einen schweren Weg gehen musst. Ich weiß nicht, welche Worte dir gerade helfen oder trösten können, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich fest an dich denke! Ich habe dem Paket ... beigelegt in der Hoffnung, dass es dir gefällt und dir etwas Freude schenken kann. Wenn du reden möchtest, bin ich gerne für dich da! Wenn nicht, halte ich auch gerne die Stille mit dir aus."

Trauer kennt keine Verjährung

Auch wenn das Leben irgendwie weitergeht, die geliebte Person fehlt. Immer. Bei jedem Weihnachtsessen, bei dem zu wenige am Tisch sitzen, die Geburtstagsanrufe, die man nicht mehr machen kann. Jedes Jahr neu, wenn sich der Todestag jährt. Man vermisst die Eigenheiten der Person, und wird mit so vielen Kleinigkeiten an sie erinnert. Die Printen im Supermarktregal, die der liebe Opa so gerne gegessen hat, als man klein war. Der Passant, der dem Onkel so ähnlich sieht, und einem bewusst wird, dass er gar nicht mehr da ist. Der Geburtstag, den man nicht feiern kann. Bis man sich über die Erinnerungen ohne Schmerzen freuen kann, dauert es seine Zeit.

Trauer braucht Raum. Lasst uns ihn einander geben.

Es gibt so viele Menschen, die für Trauer keinen Platz lassen im Leben. Erwarten, dass alles wieder gut ist. Es wird erstmal vor allem anders, und auf diese andere Weise kann es auch wieder gut werden. Aber der Mensch hinterlässt eine Lücke und die braucht Platz im Leben. Lasst uns die Lücken gemeinsam tragen und einander Raum geben, die Trauer zu verarbeiten.

Und um es leichter zu machen, überhaupt etwas zu tun, habe ich hier ein bisschen was gesammelt, schreibt gerne in die Kommentare, was euch in Zeiten der Trauer geholfen hat (Menschen sind ja durchaus verschieden), dann nehme ich das gerne in den Artikel auf.

Was du in die Karte schreiben kannst:

Es tut mir so leid, was passiert ist. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du bist fest in meinen Gedanken.

Ich finde keine Worte für den Verlust, den ihr erlebt.

Es tut mir so leid. Wenn du reden möchtest, bin ich gerne für dich da, auch später noch. Und wenn du gerade nicht reden möchtest, halte ich das gerne mit dir aus. Ich bin gerne für dich da, wenn du das möchtest.

Auf keinen Fall solltest du schreiben: "Melde dich, wenn du was brauchst." Denn die Person braucht etwas, nämlich Halt, Mut, Beständigkeit von anderen, wissen, dass sie nicht funktionieren muss, und hat oft sämtliches Gefühl dafür verloren, was ihr gut tun würde. Womit wir auch schon beim Thema sind, was du tun kannst, um der anderen Person zu helfen, ohne direkte Besserung zu erwarten:

Was du anbieten kannst:

"Gerne nehme ich die Kinder mit auf den Spielplatz, dass du eine Weile allein sein und dir Zeit für dich nehmen kannst, und nicht für alle funktionieren musst, wenn du möchtest. Wir können aber auch gerne gemeinsam zum Spielplatz gehen. Würde dir das nächste Woche auskommen?"

"Möchtest du spazieren gehen? Ich bringe Croissants vom Bäcker mit und wir gehen eine große Runde. Ich höre dir gerne zu oder schweige mit dir, was auch immer dir gerade gut tut."

"Darf ich dich besuchen kommen? Ich kann dir helfen, die ganzen Unterlagen zu sortieren und anschließend lade ich dich zum Mittagessen ein, dann brauchst du nicht kochen."

"Ich kann dir Freitags Essen für euch alle vorbeibringen. Mögt ihr X oder Y?"

Bestimmt fallen euch noch mehr Dinge ein, die euch in einer stressigen, schwierigen Zeit sonst auf die Füße fallen würden, nehmt den Personen doch etwas davon ab, einmalig oder über einen gewissen Zeitraum. Wenn du selbst keine Zeit hast, aber vielleicht etwas Geld übrig, hilft auch ein Gutschein für einen leckeren Pizzalieferdienst, den die Familie sich sonst nicht leisten würde.

Was du sonst tun kannst, auch noch nach Jahren:

Zu Weihnachten, Ostern, Geburtstagen eine Karte schreiben.

Ohne Anlass eine Karte schreiben, ein Paket packen oder einfach etwas vor die Tür stellen.

Denjenigen zum Frühstück einladen, ins Kino, ihn besuchen, telefonieren.

Einfach zeigen, dass du da bist, und das Leben auch noch schöne Seiten hat. Dass du diese Zweischneidigkeit mit aushältst. Ohne zu erwarten, dass für den anderen die Welt wieder in Ordnung ist.

Schöne Trauerkarten

... sind manchmal ganz schön schwer aufzutreiben. Wenn ihr gerne Blumenmotive mögt, habe ich immer eine Auswahl an eher dunklen, schlicht schönen Postkarten vorrätig, die man mit seinen eigenen Worten beschriften kann.